Ganz in Liebe
Ohne Leidenschaft, doch ganz in Liebe
komm ich zu dir und frage dich:
Willst du mich haben?
Ich sitze gern im Frühling, in tauigen Gärten,
wo ein Wind weht
über ein Blumenbeet.
Und kommt der greise Gärtner mir vorüber,
so red ich gern mit ihm ein Viertelstündchen
von seinen Büschen und von seiner Erde;
ein Vogel singt im Baum.
Da reden wir, auch wir: was Menschen reden.
Und nehm ich dann ein Blatt vom Baum
und leg es dir auf deine grosse Hand,
so fühlst du das: du hast mein Herz.
- Alfred Mombert 1872-1942, deutscher Schriftsteller -
Quelle: Hundert Gedichte vom himmlischen Zecher 1992.
Sprich! unter welchem Himmelszeichen
Sprich! unter welchem Himmelszeichen
Der Tag liegt,
Wo mein Herz, das doch mein eigen,
Nicht mehr wegfliegt?
Und, wenn es flöge, zum Erreichen
Mir ganz nah liegt? -
Auf dem Polster, dem süssen, dem weichen
Wo mein Herz an ihrem liegt.
- Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832, deutscher Dichter -
Du und ich: Wir sind eins
Du und ich: Wir sind eins.
Ich kann dir nicht weh tun,
ohne mich zu verletzen.
- Mahatma Gandhi 1869-1948 -Stille Stunde
Mein Herz geht still.
Es stürmt nicht mehr
und stockt nicht mehr,
es singt ein Lied
In ruhigem Takt,
ein reiches, abendtiefes Lied,
ein Lied vom Glück.
Mein Herz, das rang
und zuckend litt -
es schmerzt nicht mehr,
es zittert nicht,
es singt ein Lied:
Ich hab' dich lieb - du hast mich lieb --
Mein Herz geht still -
- Bruno Ertler 1889-1927, österreichischer Schriftsteller -
Quelle: Eva Lilith, Gedichte von Bruno Ertler,
Wiener Literarische Anstalt, 1919. Seite 25.
Unsere Liebe
Die Weidenröschen bedecken
Die Blösse mit Purpurpracht,
Durch rote Tannenstämme
Die goldne Sonne lacht.
Der Wind treibt goldene Wellen
Über den blauen See,
Ein grosser goldener Vogel
Schwebt langsam auf zur Höh'.
Wir folgen ihm mit den Augen
Und sehen uns lächelnd an,
So hoch wie unsere Liebe
Er niemals fliegen kann.
- Hermann Löns 1866-1914, deutscher Schriftsteller, Journalist -
Ich liebe
"Ich liebe" ist ein Gotteswort;
"Ich liebe" dringt ins Herz hinein.
"Ich liebe" will an jeden Ort
Gegeben, nur gegeben sein.
"Ich liebe" kam vom Himmel einst
Zu dir, zu mir, zu aller Welt,
Doch ist es nicht das, was du meinst
Und was als Liebe sich verstellt.
"Ich liebe" ist nicht ein Begehr;
"Ich liebe" dient und opfert nur,
Und fällt dir eine Liebe schwer,
So ist sie himmlischer Natur.
Die Erde lebt seit Anbeginn
Von dem, was ihr der Himmel gibt;
Er aber lebt und gibt sich hin,
Denn dass er lebt, heisst, dass er liebt.
- Karl May 1842-1912, deutscher Schriftsteller -
Wie wir uns fanden
Nicht wie des Mondes sanftes Glühen,
Nicht wie der Sterne milde Pracht -
Nein, wie der Blitze wildes Sprühen
In schauriger Gewitternacht:
So war's in uns, als wir uns fanden!
Wir haben jubeln nicht gekonnt,
Des Unglücks schwerste Wolken standen
An uns'rem Schicksals-Horizont.
Wir schöpften nicht vom Honigborne,
Wir haben uns im Schmerz erwählt,
Gleich wie der Himmelsstrahl im Zorne
Nur mit der Erde sich vermählt.
Doch zuckt der Strahl, so steht wohl offen
Ein Stück vom ew'gen Äther dann;
Als uns der Liebe Blitz getroffen,
Ward auch der Himmel aufgetan!
- Hermance Portier 1863-?, deutsche Dichterin -
Valentinstag Gedichte
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